Hier die versprochene Fortsetzung der Geschehnisse: Ich hatte war ja bei dem Appartement meines Kollegen stehen geblieben: Am Tag darauf hatte ich zwei weitere Termine und außerdem wollte ich auch endlich mal ein Konto eröffnen. Ich bin also, nachdem ich morgens leicht verpennt hatte nicht als erstes zur Bank gegangen, sondern zu einem Termin für ein "Duplex" (das sind Wohnungen über zwei Etagen) mitten in der Stadt. Weil ich die Nase von den Parkgebühren voll hatte, bin ich dort zu Fuß hingegangen, da ich aufgrund der Fotos zu wissen glaubte, wo die Wohnung ist. Dem war nicht so, denn an der Stelle, wo ich dachte, war sie nicht (ich sollte mal in einer Kartenfirma anfangen oder so ;-)). Mein Tags zuvor käuflich erworbener Stadtplan kam mir aber zur Rettung und ich habe die Wohnung dann doch auf Anhieb gefunden.
Die Bude war in einem, ähm na ja, Zustand und durch das Treppenhaus bekomme ich genau gar keines meiner Möbelstücke, jedenfalls nicht ohne eine Kettensäge. Das Lustigste an der Besichtigung war, als ich nach einer Parkmöglichkeit für mein Auto fragte: Die Vormieterin meinte, das sei kein Problem, sie parke ihr Auto immer außerhalb, nur 20 Minuten mit der Straßenbahn entfernt(!). Darauf wusste ich dann gar nichts mehr zu sagen.
Nach der Besichtigung bin ich dann in Richtung Bank gelatscht, ich habe mich für KBC entschieden, da Pieter meinte, dass die am wenigsten von der ganzen Bankenkrise betroffen seien und somit wohl halbwegs sicher. Nach kurzer Wartezeit sagte mir die freundliche Dame am Schalter, dass wir zum Eröffnen eines Kontos einen extra Termin bräuchten, welchen wir auf Donnerstag 12 Uhr festlegten. Nach diesem Kurzbesuch bei der Bank und einem kleinen Mittagessen aus dem Supermarkt bin ich dann erstmal wieder zu Pieters Haus gegangen um auf meinen Nachmittagstermin um 15 Uhr zu warten.
Dieser Termin hatte sich sehr spontan ergeben und ich war ganz froh noch was an dem Tag sehen zu können. Tja und nun erwartet man eine Erfolgsmeldung, aber die Besichtigung war dann doch eher ganz daneben. Mir wurde am Telefon ein Name genannt, bei welchem ich klingeln sollte. Das tat ich auch und wie sich rausstellte, war das der Hausmeister, der im gleichen Haus lebte. Leider sprach der gar kein Englisch, aber er gab sich Mühe möglichst einfach und langsam Holländisch zu sprechen, während ich die Wohnung im Erdgeschoss besichtigt habe. Ich habe eigentlich alles verstanden, nur haben wir, wie sich rausstellte die falsche Wohnung besichtigt, denn die, die er mir gerade zeigte, war gar nicht die aus dem Internet. Als wir das dann gemerkt hatten und zur anderen Wohnung gehen wollten kam dann auch der Besitzer, mit dem ich vorher den Termin abgesprochen hatte. Nach dem üblichen Shake-Hands ging es in den vierten Stock und in die Wohnung. Die Wohnung und die Räume selber, waren sehr schön, allerdings roch es ganz furchtbar muffig, keine Ahnung wonach, aber das war nicht gerade lecker. Nach einer Tour durch die Wohnung fing er dann an rumzulamentieren, dass das ja nicht so einfach sei, an mich zu vermieten, ich würde ja ohnehin bald wieder abhauen und er habe dann keine Handhabe mehr. Der Knaller kam noch zum Schluß, als er mir einen DIN-A4-Zettel zum ausfüllen gab, falls ich interessiert sei. Der wollte alles wissen: Alle Angaben zu mir inkl. solcher Dinge wie Nettoverdienst, Anschrift und Telefonnummer meines Arbeitgebers ("So that I can talk to your boss") und die volle Adresse meiner vorherigen Vermieter. Nach dem Zettel fehlten mir echt die Worte und ich habe mich bedankt und bin gegangen. Wenn der glaubt, dass ich ihm das alles sage und gebe, dann hat er sich aber ganz gewaltig geschnitten. Ich glaube ich spinne!
Als ich mich von diesem Reinfall erholt hatte habe ich mich aufgemacht und bin einfach mal 2,5 Stunden durch die ganzen inneren Stadtbezirke von Gent gelaufen, dabei kann man nämlich 1. seine neue Heimat besser kennen lernen und 2. hängen die Wohnungsmakler auffällige Schilder an die Fenster, falls etwas zu vermieten ist. Versuch war es wert. Gefunden habe ich zwar nichts, aber ich habe ein paar neue Ecken gesehen, die ich noch nicht kannte und auch zufällig einen Kollegen (Australier mit ital. Wurzeln, der seit 9 Jahren in Gent lebt) getroffen. Ist immer gut jemanden zu kennen, der auch nicht nativ aus Belgien kommt und so mit den Besonderheiten umzugehen gelernt hat.
Das war im Großen und Ganzen der Mittwoch, heute war ich dann bei der Bank und habe mein Konto eröffnet. Das war alles problemlos möglich, was einen ja schon überraschen soll. Danach habe ich mich in mein neues Auto geschwungen und bin erstmal wieder Richtung alte Heimat gefahren, weil ich hier auch noch allerlei zu erledigen habe. Wann ich wieder nach Gent fahre, weiß ich noch nicht, aber übers Wochenende bin ich erstmal hier.
Bleibt mir gewogen!
P.S.: Falls ihr jemanden kennen solltet, der an meiner jetzigen Wohnung interessiert sein könnte, lasst es mich wisssen.
P.P.S: Falls ihr mal was über das belgische Mietrecht lernen wollt, lest folgendes PDF.
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